Logistik-Outsourcing: Wenn Automatisierung die Leistungsfähigkeit von 3PL neu definiert
Artikelzusammenfassung
Um der zunehmenden Komplexität der Logistik gerecht zu werden, setzen immer mehr Unternehmen auf 3PL-Dienstleister. Diese Experten integrieren automatisierte Lagerhäuser, um Leistung, Flexibilität und Kostenkontrolle zu verbessern. Getrieben vom E-Commerce steht die Branche jedoch vor Herausforderungen wie Inflation, Arbeitskräftemangel, steigenden Kundenanforderungen und technologischem Fortschritt. Automatisierung und Technologien wie KI oder WMS werden somit zu entscheidenden Hebeln für den Aufbau einer agilen und nachhaltigen Lieferkette.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein 3PL?
- Warum sollte man seine Logistik an einen 3PL-Dienstleister auslagern?
- Die wichtigsten Herausforderungen für 3PL-Logistikdienstleister
- Das automatisierte Lager: Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für 3PL-Dienstleister
- Was sind die besten automatisierten Lösungen für einen 3PL-Dienstleister?
01. Was ist ein 3PL?
Der Begriff 3PL (Third‑Party Logistics)bezeichnet ein externes Logistikunternehmen, das einen Teil oder die gesamte Logistik eines Kunden übernimmt. Dank umfassender Fachkompetenz kann dieser Dienstleister die gesamte Supply‑Chain eines Kunden managen—einschließlich komplexer Prozesse wie Bestandsverwaltung, Kommissionierung, Versand oder Retouren.
Ein 3PL stellt spezialisierte Infrastruktur bereit – automatisierte Lager, Cross‑Docking‑Plattformen und Transportflotten –, oft gemeinschaftlich für mehrere Kunden. Das ermöglicht Skaleneffekte und erhöhte operative Agilität.
Ein wachsender Markt, getragen vom E-Commerce
Der weltweite 3PL-Markt wird stark durch die Digitalisierung und den Boom des E-Commerce angetrieben. Im Jahr 2024 erreicht er bereits ein Volumen von fast 1.300 Milliarden US-Dollar, und laut Grand View Research wird bis 2030 mit einem jährlichen Wachstum von rund 8 % gerechnet. Europa zeichnet sich durch ein besonders dynamisches Ökosystem aus, getragen von Branchengrößen wie ID Logistics, Geodis, FM Logistic oder Log’S.
02. Warum sollte man seine Logistik an einen 3PL-Dienstleister auslagern?
Angesichts immer anspruchsvollerer Logistikanforderungen (Omnichannel, enge Zeitfenster, Kundenerwartungen) profitieren Unternehmen deutlich von einem spezialisierten 3PL‑Partner. Durch Auslagerung zeitintensiver und technischer Aufgaben gewinnen sie Zeit, optimieren Ressourcen und können sich auf Innovation, Produktion und Geschäftsentwicklung konzentrieren.
Hauptvorteile:
Bessere Kostenkontrolle
Die Auslagerung der Logistik ermöglicht es, Fixkosten (Räumlichkeiten, Ausstattung, Gehälter…) in variable Kosten umzuwandeln. Das Unternehmen zahlt nur für das, was es tatsächlich nutzt, vermeidet Wartungskosten und reduziert den Personalaufwand im Zusammenhang mit den operativen Abläufen.
Von den neuesten Technologien profitieren
3PL-Dienstleister bieten ihren Kunden direkten Zugang zu spezialisiertem Know-how und den neuesten Technologien wie WMS, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz – und das, ohne dass diese die Anschaffungs- oder Wartungskosten tragen müssen.
Mehr Agilität gewinnen
Ein Logistikdienstleister ist in der Lage, sich schnell an Spitzen oder Rückgänge im Geschäft anzupassen. Dadurch kann der Kunde ein hohes Serviceniveau aufrechterhalten, ohne die mit Personalengpässen verbundenen Einschränkungen zu erleben.
Neue Märkte erschließen
Ein 3PL-Dienstleister verfügt in der Regel über ein weitreichendes Logistiknetzwerk, das Unternehmen den Zugang zu neuen Märkten und Geschäftsmöglichkeiten ermöglicht, ohne dass sie in zusätzliche Infrastruktur investieren müssen.
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03. Hauptherausforderungen für 3PL‑Logistikdienstleister
Trotz starkem Wachstum steht der 3PL‑Markt unter Druck und muss sich mehreren zentralen Herausforderungen stellen:
- Kostendruck: In einem von Inflation geprägten Umfeld mit engen Margen müssen 3PLs ihre Prozesse kontinuierlich optimieren, um profitabel zu bleiben – ohne die Servicequalität zu gefährden.
- Erforderliche Flexibilität: Marktschwankungen verlangen maximale Agilität; Ressourcen, Teams und Prozesse müssen rasch umgestellt werden können.
- Arbeitskräftemangel: Der Logistiksektor leidet unter chronischem Fachkräftemangel, was die Gewährleistung konstanter Servicelevels erschwert.
- Technologische Beschleunigung: Zunehmende Ansprüche an Tracibility, Automatisierung und Prognosetools zwingen 3PLs zu intensiven Investitionen in die digitale Transformation.
Logistikdienstleister stehen somit unter ständigem Druck, der sie dazu zwingt, kontinuierlich zu innovieren und die Entwicklungen der Branche vorausschauend zu antizipieren.
04. Das automatisierte Lager: Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für 3PL-Dienstleister
94 % der 3PL-Dienstleister betrachten die Einführung automatisierter Lösungen in Lagerhäusern als absolute Priorität (Quelle: Datex). Es ist inzwischen eine Frage des Überlebens – entscheidend, um angesichts der Herausforderungen der Branche leistungsfähig, flexibel und reaktionsschnell zu bleiben.
Die Integration automatisierter Systeme ermöglicht laut einer Studie von MHI eine durchschnittliche Steigerung der logistischen Leistungsfähigkeit um 30 % und kann auf mehreren Ebenen erfolgen:
01.
Reduzierung der Durchlaufzeiten
Automatisierte Lösungen wie Sortiermaschinen, AMR-Roboter oder Goods-to-Person-Systeme beschleunigen die Abläufe, minimieren Wege und optimieren die Kommissionierzeiten.
02.
Standardisierung der Prozesse
Die Automatisierung organisiert die Abläufe nach klaren, konstanten und reproduzierbaren Prozessen, was eine bessere Kontrolle und eine stabilere Verwaltung gewährleistet.
03.
Reduzierung von Fehlern
Durch die Begrenzung menschlicher Eingriffe und die Automatisierung von Aufgaben werden Fehler- und Kundenstreitigkeiten deutlich reduziert.
04.
Echtzeit-Transparenz
Dank digitaler Werkzeuge wie dem WMS und IoT-Sensoren bietet der 3PL eine verbesserte Transparenz seiner Abläufe und ermöglicht die Echtzeitüberwachung sowie -anpassung der Aktivitäten.
05.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Automatisierte Systeme entlasten die Mitarbeiter von repetitiven und belastenden Aufgaben, wodurch die Arbeit attraktiver wird und der Fachkräftemangel in der Branche gemildert wird.
06.
Reduzierung der Betriebskosten
Obwohl die Anfangsinvestition hoch ist, erzielt das automatisierte Lager langfristig erhebliche Einsparungen. Es ermöglicht die Optimierung der Produktivität pro Quadratmeter, reduziert Fehler und Retouren, rationalisiert die Personalressourcen und senkt den Energieverbrauch.
05. Welche automatisierten Lösungen eignen sich am besten für einen 3PL?
Die Wahl der am besten geeigneten Automatisierungslösung hängt von zahlreichen Faktoren ab: Lagergröße, Produkttypologie, zu bearbeitende Volumina und operative Zielsetzungen.
Für 3PL-Dienstleister, die häufig in gemeinsam genutzten Umgebungen für mehrere Kunden agieren, besteht die eigentliche Herausforderung in der Implementierung hybrider Systeme, die eine große Vielfalt an Artikelnummern bewältigen und gleichzeitig unterschiedlichen Lastenheften gerecht werden können.
In diesem Zusammenhang liegt der Fokus auf flexiblen, skalierbaren und intelligenten Technologien, die eine optimale Rückverfolgbarkeit und hohe Anpassungsfähigkeit bieten. Dazu gehören unter anderem:
AS/RS (automatisierte Lager- und Rückgewinnsysteme)
Diese Lösungen ermöglichen die automatisierte Lagerung und Entnahme von Waren, indem sie den vertikalen Raum optimal ausnutzen und den Bedarf an manueller Arbeit deutlich reduzieren. Unternehmen wie Falcon Autotech oder Opex bieten hochdichte Lagersysteme an, in denen Roboter sich dreidimensional in den Gängen bewegen, um Artikel aufzunehmen und sie zu den Kommissionierstationen zu transportieren.
Die Handhabungsroboter
Die AMRs (Autonomous Mobile Robots) und AGVs (Automated Guided Vehicles) automatisieren den Transport von Waren im Lager und passen sich dynamisch den Materialflüssen an. Hinzu kommen Geräte wie Palettierroboter oder mobile Folienwickler, die die repetitiven Aufgaben am Ende der Produktionslinie übernehmen und so die Belastung der Mitarbeiter verringern.
Automatisierte Sortiersysteme (Sorters)
Sie ermöglichen eine schnelle und präzise Sortierung großer Artikelmengen zu den Kommissionier- oder Versandbereichen. Man unterscheidet verschiedene Arten automatischer Sortiersysteme wie den Tilt-Tray Sorter, den Cross-Belt Sorter oder den Pocket Sorter. Alle diese Systeme automatisieren und sichern den Sortierprozess bei hoher Durchsatzgeschwindigkeit.
Automatisierte Kommissioniersysteme (Goods-to-Person)
Die Kommissionierung kann durch Lösungen wie Pick-to-Light oder Put-to-Light optimiert werden, die den Bediener mithilfe von Lichtsignalen führen. Weitere fortschrittlichere Systeme setzen auf Kommissionierroboter, die in der Lage sind, Artikel eigenständig zu greifen, zu sortieren und abzulegen – selbst in komplexen Umgebungen.
Lagerverwaltungssysteme (WMS / WCS)
Das WMS (Warehouse Management System) koordiniert sämtliche Abläufe: Bestandsverwaltung, Auftragsplanung, Standortoptimierung und mehr. Parallel dazu steuert das WCS (Warehouse Control System) die automatisierten Anlagen in Echtzeit, um einen reibungslosen Materialfluss zu gewährleisten. Gemeinsam bilden diese Systeme das eigentliche „Gehirn“ des Lagers.
Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data
KI (Künstliche Intelligenz) und Big Data bieten eine vorausschauende und Echtzeit-Übersicht der Abläufe, die es ermöglichen, die Prozesse zu optimieren, Anomalien vorzubeugen und Ressourcen kontinuierlich anzupassen. Werkzeuge wie der digitale Zwilling bilden beispielsweise das Lager virtuell ab, um Szenarien zu testen, Entscheidungen zu simulieren und operative Entscheidungen zu verlässlichen Ergebnissen zu machen. Diese Technologien stärken die Agilität, Reaktionsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der 3PL.
Die Implementierung dieser Lösungen kann für 3PL-Anbieter eine echte Herausforderung darstellen, da sie die Kontinuität ihrer Dienstleistungen gewährleisten müssen, während sie gleichzeitig neue Systeme installieren, testen und in Betrieb nehmen. Intralogistik-Integrator\:innen wie Transitic sind mit diesem Prozess vertraut und können die Einführung so gestalten, dass die Betriebsunterbrechungen auf ein Minimum reduziert werden – beispielsweise durch Einsätze an Wochenenden oder während der Nebenzeiten.
Andere Dienstleister entscheiden sich für Retrofit, um ihre Lösungen aufzurüsten, ohne massiv in neue Ausrüstung investieren zu müssen. Diese Alternative, die es ermöglicht, an der Spitze der Innovation zu bleiben, hat insbesondere Geodis überzeugt. Die Gruppe konnte so 70 % der Kosten im Vergleich zu einer Neuinstallation einsparen (lesen Sie hier die vollständige Fallstudie).
Die Zukunft der 3PL: Zwischen technologischer Innovation und Agilität
Mehr als 60 % der 3PL geben an, dass die digitale Transformation ihre Attraktivität und Kundenbindung gestärkt hat (Quelle: Gitnux). Doch über einen rein wettbewerblichen Vorteil hinaus verändert die Automatisierung die Spielregeln grundlegend und fordert sie dazu auf, eine widerstandsfähigere und vorausschauendere Lieferkette aufzubauen.
Anstatt der Volatilität des Marktes ausgeliefert zu sein, werden 3PL in der Lage sein, diese frühzeitig zu erkennen und mit minimalen Auswirkungen abzufedern. Mithilfe von Werkzeugen wie Künstlicher Intelligenz, Digitalen Zwillingen und Predictive Analytics können sie ihre Ressourcen in Echtzeit anpassen, Engpässe verhindern, Kosten durch Qualitätsmängel reduzieren und ihre Kundenversprechen sichern.
Es ist diese Fähigkeit, Reaktionsschnelligkeit, Transparenz und nachhaltige Leistungsfähigkeit zu vereinen, die den Unterschied ausmacht. Die innovativsten 3PL werden eine zentrale Rolle beim Aufbau der Wertschöpfungsketten von morgen spielen.
Über die Autorin – Cloé Moreel
Cloé Moreel ist seit 2020 Kommunikationsbeauftragte bei Transitic. Sie verfasst regelmäßig Fachartikel zu den Themen Intralogistik, Supply Chain und vernetzte neue Technologien.
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